Hans Rohe
Gitarre / Gesang
Die erste Musik, die ich bewusst im Radio gehört habe, war von
den Beatles. Meine erste Platte, die ich kaufte, war „Help!“ von
den Beatles. Mein Onkel (der jüngste Bruder meiner Mutter) nahm
mich an die Hand und ich durfte mir eine Langspielplatte kaufen.
Der war überhaupt super. Wenn wir bei ihm zu Besuch waren, dann
saß ich, während alle anderen Kaffee und Kakao schlürften, in
seinem Arbeitszimmer mit Kopfhörer und hörte ein oder zwei Alben
aus seiner Plattensammlung. Viele Alben der Stones habe ich dort
zum ersten Mal in meinem Leben kennen gelernt. Mein Onkel hielt
mir manchmal ein Mikrofon vor die Nase und ich musste die aktuellen
Schlager vorsingen, was er dann auf einem tragbaren
Mono-Kassettenrekorder aufnahm. Bis heute habe ich keine Ahnung,
was er mit den ganzen Aufnahmen eigentlich gemacht hat.
Mit 9 Jahren bekam ich Klavierstunden (aufgedrückt) und gleichzeitig
auch eine Art Crashkurs für Folk-Gitarre, d.h. Akkorde und Rhythmus
lernen mit 15 anderen Kindern in 2 x 10 Schulstunden für 2 x 20
D-Mark. Das war in den Siebzigern. Jedes Jahr zu Weihnachten bekamen
meine Cousins einen Fußball geschenkt. Mir schenkte meine Oma stattdessen
immer 20 D-Mark, damit ich mir zuhause eine Platte kaufen konnte.
Als ich das Weiße Album besaß, nahm ich es monatelang überall hin
mit und wo immer sich ein Plattenspieler befand, wurde die Scheibe
aufgelegt. Ich war ohne Zweifel der größte, lebende John Lennon
Fan in meiner Stadt und bis heute weiß ich A-L-L-E-S über die Beatles.
Ich sang im Kinderchor und gründete mit einem Cousin und zwei Freunden
eine Band. Da war ich 12. Wir haben eigene Songs mit deutschen Texten
gemacht und traten bei privaten Gelegenheiten und beim Kinderkarneval
auf. Ich war Schlagzeuger, Gitarre spielen konnten die anderen
schließlich auch. Im Jugendorchester war ich dann zuerst an der
Gitarre und später auch am Schlagzeug. Erst als sich in unserer
kleinen Stadt ein zweiter Schlagzeuger auftat, wechselte ich zum
Kontrabass. Aber die Gitarre habe ich nie losgelassen. In den
Siebzigen folgte meine subkulturelle Sozialisierung und in den
Achtzigern eine Resozialisierung. Und obwohl ich New Wave,
Post-Punk, Krautrock und die tollen Bands der Independent-Labels
liebte und es immer noch tue, lagen auf dem Plattenteller immer
auch die Beatles, die Stones, die Doors, Hendrix und The Who und
viele andere Bands der Sechziger, die ich nach und nach für mich
entdeckt hatte.
Die Musik der Sechziger hingegen ist mir immer am Nächsten geblieben.
Die Melodien, der Rhythmus, das Songwriting, die Kreativität, die
Innovation, die Fehler(!) und das Ursprüngliche. Kurz gesagt: Die
Musik der sechziger Jahre trägt alles in sich, was mich überhaupt
an Musik interessiert und weswegen ich Musiker geblieben bin
(denn ich bin es schon immer gewesen).
„I'd love to turn you on!“ (J. Lennon)